Toiletten sind keine Mülleimer

Der Mensch wird offenbar immer bequemer und scheut sogar den Gang zur Mülltonne. Stattdessen werden Reste jeglicher Art einfach über die Toilettenspülung entsorgt. Getreu dem Motto "Aus den Augen, aus dem Sinn" verschwinden auf diese Weise Essensreste, Medikamente, Farben und Lacke, Hygieneartikel, Wattestäbchen, Lappen, Mullbinden, Feuchttücher, Zellstofftaschentücher oder Küchenrollenpapier. Die Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen. 


Was das für den Betrieb von Abwasseranlagen bedeutet, weiß Jacob Reif, Bereichsleiter Abwasser bei Veolia.

Ein immens erhöhter Aufwand an Personal, Zeit und Material, um zum Beispiel Pumpwerke, die verstopft sind, wieder in Gang zu bringen. Ansonsten funktioniert die Ableitung des Abwassers nicht, es kommt nicht auf der Kläranlage an, kann nicht behandelt werden und so weiter. Am Ende dieser Spirale steigen zwangsläufig die Kosten des Anlagenbetriebs und irgendwann auch die Gebühren und Preise, die der Verbraucher zahlt.

Jakob Reif, Bereichsleiter Abwasser bei Veolia

Wohin mit...

… Feuchttüchern, Zellstofftaschentüchern, Küchenrollenpapier oder Mullbinden?

Diese Dinge haben in der Toilette definitiv nichts zu suchen. Obwohl auf den Verpackungen von Feuchttüchern sogar steht, dass man diese in der Toilette wegspülen darf, wird davon dringend abgeraten. Feuchttücher zerreißen nicht und zersetzen sich auch nicht. Im Gegenteil: Sie bilden im Abwasserstrom sogenannte Verzopfungen, die sehr fest und derb werden, sich um Pumpenräder wickeln und dazu führen, dass die Pumpe ausfällt. Solche Schäden können nur von Hand behoben werden - mit großem Aufwand. 

… abgelaufenen, nicht mehr benötigten Medikamenten?

Je nach Wohnort gehören Medikamente in den Restmüll oder können in Apotheken zurückgegeben werden. Medikamentenrückstände können bei der Abwasserbehandlung nicht extrahiert werden und gelangen so in die Gewässer.

… alten Farben und Lacken?

Es gibt dafür je nach Kommune ausgewiesene Entsorgungsstellen. Mancherorts fahren auch Schadstoffmobile. Oder aber der Fachhändler/Baumarkt nimmt die Reste zurück. 

… Hygiene- und Kosmetikartikel, wie Damenbinden oder Wattestäbchen?

Die sollten im Restmüll entsorgt werden. Gerade Wattestäbchen bereiten in den Pumpwerken und Kläranlagen Schwierigkeiten, weil sie die Siebe zusätzen.

… Essensresten?

Je nachdem, worum es sich handelt, gehören Suppen, Bratenreste oder Kartoffelschalen entweder in den Biomüll oder auf den Komposthaufen. In der Kanalisation locken sie Ratten an und verfetten die Abflussrohre. Wenn die Tiere in der Kanalisation genügend Nahrungen finden, fühlen sie sich wohl. Vorsicht: Ratten übertragen auch Krankheiten und können auch die Abwasserleitung hinauf bis zur Toilette klettern.