Über den Tellerrand geschaut

Die erste Runde ist geschafft - für Alexander Peter und seine Kollegen im Prüfungsausschuss für Niedersachsens angehende Fachkräfte in den umwelttechnischen Berufen. Am 1. Juli wurden 14 junge Erwachsene auf Herz und Nieren geprüft, die als Fachkraft für Wasserversorgungstechnik ins Berufsleben starten wollen. Am 6. und 7. Juli kommen nun die angehenden Fachkräfte für Abwassertechnik zum Zuge.

Alexander Peter arbeitet bei der Veolia Wasser Deutschland GmbH, dem Abwasserdienstleister der Stadt Bad Münder am Deister. Er ist dort Gruppenleiter und von Beruf Elektriker. Warum er nun schon seit 2005 ehrenamtlich im Prüfungsausschuss für Niedersachsen mitarbeitet? “Weil es Spaß macht zu sehen, wie sich die jungen Leute entwickelt haben und weil man selbst auch über den eigenen Tellerrand schaut.”

Als ausgebildeter Elektriker prüft der 52-Jährige die elektrotechnischen Grundlagen der Auslerner. Der Teilprüfungsausschuss des NLWKN, des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz für die Elektrotechnik besteht aus neun Personen. Gemeinsam erarbeiten sie die Fragen für die theoretische und praktische Prüfung und nehmen letztlich auch die Prüfungen ab.

Für den Veolia-Gruppenleiter ist es “sehr schön zu sehen, was die Azubis in den vergangenen Jahren an den Schulen und in ihren Betrieben gelernt haben”. Bei den Prüfungen, erzählt er, könne man deutlich erkennen, welche Unternehmen sich um ihre Auszubildenden intensiv kümmern und welche hier noch Nachholbedarf hätten.

Bei Veolia in Bad Münder ist Alexander Peter selbst als Ausbilder dafür zuständig, den jungen Leuten etwas zu vermitteln. “Das mache ich nicht alleine. Das funktioniert nur im Team”, weiß er die Unterstützung seiner Kollegen zu schätzen. Auch Veolia ist vor Jahren zunächst getestet worden, ob man überhaupt in der Lage sei, Nachwuchskräfte auszubilden. “Natürlich ist es schwer, geeignete Kandidaten zu finden. Wir wissen das im Abwasserbereich aus eigener Erfahrung. Aber es bringt nichts, nur zu sagen, wir finden niemanden.”

Alexander Peter glaubt, dass es sich auszahlt, kontinuierlich als Ausbildungsbetrieb am Ball zu bleiben. Aus vielen Gesprächen weiß er: “Die Mehrzahl der jungen Leute, die sich für einen umwelttechnischen Beruf interessiert und dann auch mit der Ausbildung beginnt, will in erster Linie etwas für die Umwelt tun.” Die Öffentlichkeit habe “oft noch ein falsches Bild von unseren Berufen”, merkt der Veolia-Gruppenleiter immer wieder.

“Dabei geht es ohne uns nicht. Ohne die Experten, die sich mit umweltgerechter Abwasserreinigung auskennen. Wir sorgen jeden Tag dafür, dass das Abwasser auf den Kläranlagen so gut gereinigt wird, damit die Umwelt intakt bleibt. Wir kümmern uns also um einen wichtigen Teil, der essentiell für eine funktionierende Infrastruktur ist.” Auch habe der Abwasserbereich viel mehr mit Technik und Digitalisierung zu tun, als man glaubt, berichtet Alexander Peter. Auch um das bekannt zu machen und für den Beruf der Abwasserfachkraft zu werben, engagiert er sich im Prüfungsausschuss des NLWKN.

Am Montag, dem 6. Juli, beschäftigt sich der Ausschuss mit den theoretischen Prüfungen der 60 angehenden Fachkräfte für Abwassertechnik, einen Tag später ist dann Zeit für den Praxisteil. Um den notwendigen Abstand in der Corona-Zeit aufrechterhalten zu können und die Ansteckungsgefahr zu minimieren, gibt es am Dienstag, 7. Juli, drei Durchgänge. Alexander Peter freut sich darauf und ist gespannt auf die Leistungen der jungen Leute. Mit Jakob Starke tritt im nächsten Jahr wieder ein Veolia-Abwasser-Azubi zur Prüfung an. In dem Fall wird sich Alexander Peter selbstverständlich mit der Leistungsbewertung zurück halten, den jungen Mann aus Bad Münder aber bestens vorbereiten.

Alexander Peter und der Auszubildende Jakob Starke bei der praktischen Ausbildung auf der Kläranlage in Bad Münder