Kolka, ein Ortsteil der Stadt Geithain, ist seit wenigen Tagen an das öffentliche Trinkwassernetz angeschlossen. “Wir haben zwar noch keine Schlussrechnung, aber die Baumaßnahme ist offiziell abgenommen und damit beendet”, sagt Lutz Kunath, der Geschäftsführer des Versorgungsverbandes Grimma-Geithain (VVGG).
Damit endet auch die Geschichte des “Brunnendorfes” Kolka. Denn bislang versorgten sich die Einwohner über Hausbrunnen auf ihren Grundstücken selbst mit Wasser. Der VVGG hatte immer wieder Versuche unternommen, den Geithainer Ortsteil zu erschließen. Doch das ist an den finanziellen Rahmenbedingungen gescheitert. Erschließungskosten von über 15.000 Euro pro Grundstück wären sowohl für den Verband als auch für die Eigentümer nicht zu stemmen gewesen.
Nachdem der VVGG im August 2019 einen positiven Fördermittelbescheid erhalten hatte, konnte das Projekt mit einer Förderquote von 65 Prozent in Angriff genommen werden.
“Die Baukosten”, so der Verbandsgeschäftsführer, “liegen bei circa 250.000 Euro und damit unter dem, was wir ursprünglich eingeplant hatten.” Eine weitere gute Nachricht: Jeder Grundstückseigentümer wird schätzungsweise 4.000 Euro zahlen müssen. Diese Summe beinhaltet zunächst den Baukostenzuschuss für die 1 270 Meter lange Hauptleitung zwischen Ossa und Kolka zur Erschließung der Ortschaft und deren Einbindung in das Verbundsystem. Weitere 500 Meter Leitung bis Syhra finanzierte der Verband selbst, weil darüber ein Ringschluss geschaffen wurde, der eine höhere Versorgungssicherheit ermöglicht.
Im Kostenanteil, den die Grundstückseigentümer tragen, ist außerdem die Hausanschlussleitung bis zum Wasserzähler im Gebäude beziehungsweise bis zum Wasserzählerschacht berücksichtigt. “Ursprünglich hatten wir die Kosten für den Einzelnen mit knapp 6.500 Euro kalkuliert”, erinnert Lutz Kunath an die Einwohnerversammlung Ende August 2019 als den Einwohnern von Kolka das Projekt vorgestellt worden war.
Aktuell lehnen drei von insgesamt 17 Grundstückseigentümern den zentralen Trinkwasseranschluss ab, wie der Verbandsgeschäftsführer informiert. Sie begründen dies nach Kenntnis des VVGG einerseits mit den Kosten, die sie tragen müssten, andererseits mit ihrer persönlichen Einschätzung, dass sie sich noch längere Zeit mit dem Wasser aus ihren eigenen Brunnenanlagen im Garten versorgen könnten.
Im Sommer des vergangenen Jahres ist die Eigenwasserversorgung in dem Ort auf eine harte Bewährungsprobe gestellt worden. Brunnen lieferten nicht mehr die gewünschten Wassermengen, waren zum Teil gänzlich trocken gefallen, sodass die betreffenden Kunden mit Unterstützung der Veolia Wasser Deutschland GmbH als Betriebsführer des VVGG notversorgt werden mussten. “Trinkwasserversorgung ist kein Wunschkonzert”, betont Lutz Kunath. Laut Satzung muss jedes Grundstück, das erschlossen ist, auch an das Versorgungsnetz angeschlossen werden - “und das ist in Kolka nunmehr der Fall”. Es besteht ein Anschlusszwang, den der VVGG mit verwaltungsrechtlichen Mitteln auch durchsetzen werde. Gleichwohl hoffe er, dass es nicht dazu kommt und man sich einigt.
Unterdessen scheint es, dass die noch mit privaten Brunnenanlagen ausgestatten Grundstücke von Niedergräfenhain (Stadt Geithain), in diesem Jahr nicht mehr erschlossen werden können. Man warte nach wie vor auf die Rückmeldung der Deutschen Bahn, erklärt Enrico Kühn, der zuständige Projektleiter bei Veolia. Mit der neuen Trinkwasserleitung würde man Bahnbereiche tangieren, weshalb das Verkehrsunternehmen auch in jeden Schritt einbezogen werden muss. Erst wenn die Bahn dem vom Planer präferierten Verfahren zugestimmt hat, kann die Ausschreibung veröffentlicht werden, um eine Baufirma zu finden. Unter diesen Umständen dürfte in Niedergräfenhain erst im Frühjahr mit der Erschließung der restlichen Grundstücke im Ort begonnen werden.