Noch wenige Tage, dann ist Schluss. Und zugleich beginnt für Ralf Thormählen ein neuer Lebensabschnitt - als Rentner. Er wird genug zu tun haben, ist er überzeugt. “Es ist das erste Mal, dass ich selbst bestimmen kann, wie mein Tag aussieht.”
Der Abwassermeister und Gruppenleiter bei der Veolia Wasser Storkow GmbH hat in seiner beruflichen Laufbahn einiges erlebt. Er erlernte den Beruf des Zerspanungsfacharbeiters, arbeitete als Bohrwerksdreher vier Jahre bei einem privaten Waagenbauer, wo industriell genutzte Waagen für Traktoren oder Kartoffeln zum Beispiel produziert wurden. Er arbeitete bis zur Wende als Dreher bei einer Gerätebaufirma in Storkow, absolvierte zwischen 1984 und 1989 ein Fernstudium, um sich zum Maschinenbauingenieur zu qualifizieren.
Nach der Wende wieder eine neue Herausforderung: als Konstrukteur und Bauleiter bei einer Metallbaufirma. Von dort aus wechselte er zum 1. September 1996 als Quereinsteiger in die Wasserwirtschaft. “Damals hatte die Firma AWATECH angefangen, einzelne Orte im Verbandsgebiet abwasserseitig zu erschließen. Und die suchten jemanden, der sich darum kümmern könnte und die verschiedenen Projekte koordiniert”, erinnert sich Ralf Thormählen. Also setzte er sich mit Mitte 40 wieder auf die Schulbank, um sich zum Abwassermeister weiterzubilden.
Als Gruppenleiter ist er bei Veolia in Storkow (ursprünglich AWATECH) für ein Team mitverantwortlich - und letztlich für die umweltgerechte Reinigung des Abwassers im gesamten Gebiet des Wasser- und Abwasserzweckverbandes “Scharmützelsee - Storkow/Mark”. Bis 1994 ist in Storkow eine komplett neue Kläranlage gebaut worden. Gerade in Zeiten mit Corona zeigt sich, wie wichtig eine reibungslos funktionierende Abwasserbehandlung ist. “Zum Glück hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan.” Für den Kunden sei es selbstverständlich, dass das Abwasser per Knopfdruck über die Toilettenspülung wegfließt und anschließend vernünftig gereinigt wird. Der Fast-Pensionär weiß sehr genau, wie viel Mühe, viel Arbeit sich hinter diesem Job verbirgt - mit und auch ohne Pandemie.
Was Ralf Thormählen an seiner Arbeit immer geschätzt hat: “Man war viel draußen, konnte mit den Leuten reden, mit Architekten, Baufirmen, man konnte Dinge voranbringen – das hat mir richtig viel Spaß gemacht. Es ist unheimlich viel passiert”, sagt der fast 64-Jährige heute.
Ralf Thormählen freut sich auf die Zeit zu Hause. Jetzt hat er noch Urlaub. Ab Mai ist er im Ruhestand. Doch von Ruhe keine Spur. Er plant schon wieder: “Ich bin verheiratet, habe Haus, Garten, Gewächshaus und ein Stück Wald - wie soll mir da langweilig werden”, betont der Vater von zwei erwachsenen Kindern. Außerdem ist da noch der Sport. Der Wassersport hat es ihm angetan. Insbesondere die Storkower Rudervereinigung 1919 e.V., deren Vorsitzender er lange gewesen ist und mittlerweile als Schriftführer weiter begleitet.